SchlossMagazin

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Nördlingen

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Nördlingen

Die schönsten Ecken sind rund

Runde Ecken hat tatsächlich die Große Kreisstadt Nördlingen im Landkreis Donau-Ries. Betrachtet man die Altstadt von oben, fällt sofort ihre kreisförmige Silhouette ins Auge. Diese haben die Nördlinger ihrer bewegten Geschichte zu verdanken. Der reichen Historie, die die Stadt pflegt und auf vielfältige Weise beständig aufleben lässt, steht aber auch eine äußerst moderne und aktive Stadtentwicklung gegenüber.

Text: Hannelore Eberhardt-Arntzen

Betritt man die Altstadt, die von einer rund 2,7 km langen, vollständig geschlossenen, begehbaren Stadtmauer umkränzt wird, glaubt man sofort, dass dem Besucher trotz der zumeist wunderbar sanierten und restaurierten historischen Fachwerkbauten und romantischen Gässchen kein „Freilichtmuseum“ geboten wird. Ganz im Gegenteil: Die Stadtverwaltung legt größten Wert darauf, dass die Kernstadt lebendig, ja im wahrsten Sinn des Wortes belebt ist. Hier wohnen Menschen, hier gibt es Geschäfte des täglichen Bedarfs, Restaurants und Cafés, die nicht nur den Einheimischen, sondern auch den zahlreichen Touristen und Tagesausflüglern – Nördlingen liegt an der Romantischen Straße – Platz zum Verweilen und Genießen bieten.
nerle3„Kauf in deiner Stadt“ lautet für das Jahr 2014 das Motto des Stadtmarketingvereins „Nördlingen ist’s wert“, das mit zahlreichen Aktionen umgesetzt wird. Seit Anfang der 1970er Jahre nutzt die Stadt konsequent staatliche Fördergelder, um die Straßen, Plätze und öffentlichen Gebäude der Stadt zu erhalten bzw. neu zu gestalten. So werden sukzessive immer mehr Straßen verkehrsberuhigt oder zu Fußgängerzonen umgestaltet. Seit letztem Jahr präsentiert sich z. B. die Löpsinger Straße als schmucke Flaniermeile. Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne. Deshalb sieht man immer irgendwo ein Baugerüst, das Zeugnis gibt von den allgegenwärtigen Restaurierungsaktivitäten. Eine „Dauerbaustelle“ ist, wie so viele Kirchen, die zentral gelegene, spätgotische St.-Georgs-Kirche, deren Erhaltung seit über 30 Jahren zum Glück mit Fördergeldern aus verschiedenen Quellen garantiert werden kann. Ihr weithin sichtbarer, 90 Meter hoher Turm, im Volksmund liebevoll „Daniel“ genannt, ist Plattform für einen besonderen Event: Jeden Abend, von 22:00 bis 24:00 Uhr, lässt der Türmer halbstündlich von der Turmspitze aus seinen Wächterruf „So, G’sell, so!“ über die altehrwürdigen Dächer der Stadt erschallen. Was es mit diesem Ruf auf sich hat, ist eine eigene Geschichte.

Liebhaber-Engagement

nerle1Aber nicht nur die Stadtverwaltung sorgt dafür, dass sich Nördlingens Zentrum von seiner baulich schönsten Seite zeigt. Viele Privatbesitzer ziehen am gleichen Strang und erhalten an ihren Häusern, was erhalten werden kann. Dabei kommen nicht nur alteingesessene Nördlinger zum Zug, sondern auch viele Neubürger, die ihr Herz an die Stadt verloren haben. Ein wunderbares Beispiel, wie altem Gemäuer wieder buntes Leben eingehaucht werden kann, sind die sog. Kasarmen, kleine Häuschen, die mit der Rückseite quasi in die Stadtmauer hineingebaut sind und nun wieder mit allem Komfort bewohnbar gemacht wurden. Auch im Gerberviertel sind die Handwerker aktiv, um den historischen Gerberhäusern wieder zu alter Schönheit zu verhelfen. Ein Bummel durch diesen Stadtteil ist nur zu empfehlen.

Geschichte feiern

Die Nördlinger wissen zu feiern und nehmen dabei meist historische Gegebenheiten zum Anlass. So wird Geschichte ins Gedächtnis der heutigen Bewohner transportiert. Überregional bekannt ist z. B. das Stabenfest.
Schon seit dem Mittelalter feiern die Kinder in Nördlingen im Mai den schönsten Schultag des Jahres mit einem Festumzug durch die historische Altstadt. „Kinder lasst die Schule sein, Stabenfest ist heut“, singen dabei über 2000 festlich gekleidete Schulkinder. Das Stabenfest lässt sich bis in das frühe 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Urkundlich erwähnt wird der Name „Staben“ (Stecken) erstmals im Jahr 1690. Die Kinder tragen den so genannten „Blumenstecken“ und manche den traditionellen „Stabengucker“, eine Tüte mit Süßigkeiten. Beim Stabenklettern an einem glatten Baumstamm erproben die Buben ihre Kletterkünste.
Die Nördlinger Mess‘ ist heute das größte Volksfest im nördlichen Schwaben. Die Pfingstmesse war im Mittelalter eine Handelsmesse von europäischer Bedeutung, ein Umschlagplatz für Fernhandelsgüter aller Art und ein Großmarkt der heimischen Handwerker. Was jahrhundertelang die damalige Wirtschaftskraft Nördlingens bewies, ist heute ein beliebtes Freiluftkaufhaus mit Rummel und Bierzeltgastronomie. Es zieht alljährlich Besucher aus Nah und Fern auf den Festplatz Kaiserwiese. Auf der Kaiserwiese vor den Toren der Altstadt findet aber auch jeden Sommer ein ganz besonderes sportliches Ereignis statt: das Scharlachrennen. Nicht nur aus ganz Süddeutschland, auch aus dem hohen Norden reisen Pferdesportler in die Riesstadt, um bei einem der traditionsreichsten und ältesten Reitturniere im Süden zu starten. Das Scharlachrennen geht auf das späte Mittelalter zurück. Seinerzeit erhielt der Sieger ein kostbares scharlachrotes Tuch, von dem sich der Name des Rennens ableitet. Der Letzte erhielt als Trostpreis ein Schwein (womit wir wieder bei der Vorliebe der Nördlinger für Schweine wären). Der Sieger beim ersten Scharlachrennen nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1948 war übrigens Hans Günter Winkler. Heute ist das Scharlachrennen eine Vielseitigkeitsprüfung mit abschließendem Pferderennen.

Lesen Sie weiter in unsererm Heft SA 3/2014

Bildquelle: Stadt Nördlingen

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